Effektive Mikroroganismen selbst ansetzen
Effektive Mikroroganismen selbst ansetzen

Effektive Mikroroganismen selbst ansetzen

Effektive Mikroroganismen selbst ansetzen – effektive was? Du hast noch nie von Effektiven Mikroorganismen gehört? Ich bis vor wenigen Wochen auch nicht, bin aber dann im Internet darüber gestolpert. Effektive Mikroorganismen – kurz EM – sind eine konzentrierte Mixtur aus verschiedenen Mikroorganismen, vor allem Bakterien und Pilzen. Diese kommen auch in der Natur ganz normal vor und Mikroroganismen allgemein sind an diversen Prozessen beteiligt. Nicht nur an diversen, sondern sogar an extrem vielen!

Ohne Mikrooganismen kein Leben

Nehmen wir unseren eigenen Darm als Beispiel. Wäre in unserem Darm in der Darmflora nicht eine ganze Armee an Mikroorganismen aktiv, die einen nicht unwesentlichen Teil der Verdauungsarbeit für uns erledigen, dann könnten wir Nahrung nicht verarbeiten und wären damit auch nicht lebensfähig. Anderes Beispiel: Wenn beim Backen Teig angerührt wird, sorgen Mikroorganismen dafür, dass der Teig reift, aufgeht und sich gut backen lässt. Paradebeispiel ist hier der Hefeteig, in dem Hefepilze ans Werk gehen und den Teig während seiner Ruhezeit aufgehen lassen. Ohne die Hefepilze würdest Du kein leckeres, lockeres, fluffiges Brot sondern einen festen und ungenießbaren Backstein aus dem Ofen ziehen.

Ein ganz bekanntes Lebensmittel ließe sich ohne Mikroorganismen nicht herstellen: Sauerkraut. Dabei wird Weißkohl von milchsauren Bakterien fermentiert und haltbar gemacht. Durch diese „milchsaure Fermentation“ entsteht eben Sauerkraut, das sehr lange ohne aktive Kühlung haltbar ist. Langer Vorrede kurzer Sinn, viele Mikroorganismen sind gut, nützlich und sogar lebensnotwendig.

Effektive Mikroroganismen im Garten

Im naturnahen Garten können neben natürlichen Düngern wie meiner Brennnesseljauche auch Mikroorganismen eingesetzt werden, eben jene EM. EM sollen verschiedene Prozesse verbessern und beschleunigen. Im Garten vor allem die Humusbildung. EM optimieren die Zersetzung von organischem Material im Boden, im Hügelbeet oder Hochbeet oder eben auch im Kompost und helfen dabei, diese in Humus umzuwandeln und mit Nährstoffen anzureichern. Den EM werden unter anderem im Garten diverse Funktionen zugeschrieben. Hier einige davon:

  • Fermentation organischer Stoffe wie Unkraut, Mist, Fäkalien (z.B. Pferdemist als Dünger)
  • Unterbindung von Fäulnisprozessen
  • Verdrängen negative, schädliche Mikroorganismen – ja die gibt es auch
  • Im Boden werden gebundene Nährstoffe „geöffnet“ und für die Pflanzen besser zugänglich gemacht
  • Verbessern durch diese Prozesse den Boden und die Bildung von Humus
  • Vollkommen ungefährlich für Menschen, Tiere, Pflanzen und die Umwelt – Du kanntest das Zeug im Prinzip auch trinken

Effektive Mikroorganismen ansetze kann doch nicht so schwer sein

Das alles also habe ich in den letzten Wochen im Internet und in Youtube-Videos gelernt. Also dachte ich, das probierst Du auch in Deinem Garten aus. Ich wollte Effektive Mikroroganismen selbst ansetzen. Was man im Garten – aber auch im Haushalt – benutzt sind „EM A“. Das „A“ steht für aktiviert und das ist eine fertig angesetzte Mischung, die Du sehr leicht herstellen kannst. Dazu brauchst Du die EM-Urkultur und Zucker-Melasse. Statt der Zucker-Melasse kannst Du aber auch das zuckrige Rüberkraut aus dem Supermarkt nehmen. Kennst Du bestimmt, nennt sich meist „Graftschafter Goldsaft“. Dann brauchst Du einen entsprechenden Behälter, in dem die angemischte Lösung reifen kann.

Weil dieser Reifeprozess Wärme braucht hast Du zwei Möglichkeiten. Du stellst die fertige Mischung irgendwo bei Dir zuhause an einen Warmen Ort, wo es konstant so 20 Grad hat. Dann dauert der Reifeprozess zwischen drei und sechs Wochen. Die zweite Möglichkeit ist ein Heizstab, der die Mischung auf konstant 34 Grad hält. Dann sind deine EM A nach grob einer Woche fertig.

Effektive Mikroroganismen selbst ansetzen mit einem Starter-Set

Effektive Mikroroganismen selbst ansetzen ist unkompliziert. Ich habe mir das alles in einem Starter-Set bei Amazon bestellt, denn in meiner Region wäre so etwas nicht zu bekommen. In dem sind enthalten: Ein 10-Liter-Kanister zum Ansetzen der Mischung, einen für den Kanister passender Heizstab, ein Liter der Zucker-Melasse, ein Liter EM 1-Urlösung, eine „Gärpfeife“, eine Tüte Keramikelemente, PH-Wert Meßstreifen und die Anleitung. Damit hast Du alles, was Du zum Ansetzen von 10 Litern EM A brauchst.

Das Starter-Set beinhaltet den Kanister zum Ansetzen der Mischung, einen Heizstab, Zucker-Melasse, EM 1-Urlösung, eine „Gärpfeife“, eine Tüte Keramikelemente und die Anleitung. (Foto: Andreas Lerg)
Das Starter-Set beinhaltet den Kanister zum Ansetzen der Mischung, einen Heizstab, Zucker-Melasse, EM 1-Urlösung, eine „Gärpfeife“, eine Tüte Keramikelemente und die Anleitung. (Foto: Andreas Lerg)

Die fertige EM-A-Lösung wird dann aber nicht pur auf den Kompost oder den Gartenboden gekippt, sondern für den Einsatz im Verhältnis 1 zu 10 verdünnt. Du gibst also auf eine 10-Liter-Gieskanne eben einen Liter EM-A. Ok hier habe ich jetzt ein kleines Video, in dem Du siehst, wie ich meine erste EM-A-Mischung angesetzt habe.

Effektive Mikroorganismen selbst ansetzen heißt EM A herstellen

Und hier nochmal die konkrete Anleitung. Zunächst befüllst Du den Kanister zur Hälfte mit lauwarmem Wasser. Das sollte so Mitte 30 bis 40 Grad haben. Ich habe so einen Bodentester für den Garten. Den steckt man normalerweise in den Boden und dann zeigt er Temperatur, Feuchtigkeit und ein paar andere Sachen an. Das Ding habe ich hier einfach als Thermometer benutzt und in die kleine Öffnung gesteckt, in die später die Gärpfeife kommt.

Den Kanister habe ich zur hälfte mit lauwarmem Wasser befüllt. (Foto: Andreas Lerg)
Den Kanister habe ich zur hälfte mit lauwarmem Wasser befüllt. (Foto: Andreas Lerg)

Die Rezeptur ist einfach

Die „Rezeptur“ zum Ansetzen von EM A für den Einsatz im Garten ist simpel und sieht 3 Prozent Zucker-Melasse und 3 Prozent EM 1-Urlösung vor. Also habe ich für die 10 Liter (10.000 Milliliter) als erstes 300 Milliliter der Melasse abgemessen.

Die Melasse ist zäh wie Honig. (Foto: Andreas Lerg)
Die Melasse ist zäh wie Honig. (Foto: Andreas Lerg)

Diese Melasse ist dick- und zähflüssig. Tipp: Damit ich sie überhaupt erstmal halbwegs gut in den Messbecher schütten kann, habe ich die Flasche zunächst mal 10 Minuten in warmes Wasser gestellt. Und damit sich die abgemessenen 300 Milliliter gut in dem Kanister verteilen, habe ich den Messbecher dann mit heißem Wasser – deshalb auch der Wasserkocher – aufgefüllt und das Ganze gut verrührt. Damit wurde die Melasse so dünnflüssig, sodass sie sich mit dem lauwarmen Wasser im Kanister gut vermischt hat. Einfach ein bisschen schütteln.

Auch von der EM-1-Urlösung werden 300 Milliliter abgemessen. (Foto: Andreas Lerg)
Auch von der EM-1-Urlösung werden 300 Milliliter abgemessen. (Foto: Andreas Lerg)

Dann habe ich von der EM-1-Urlösung ebenfalls 300 Milliliter abgemessen und ebenfalls in den Kanister geschüttet. Danach habe ich den Kanister dann „schluckweise“ mit warmem und kaltem Wasser fertig aufgefüllt und durch dieses „schluckweise“ Mischen die Temperatur der Mischung in dem Kanister auf circa 34 Grad eingestellt. 34 Grad ist die Temperatur, bei der die EM A reifen sollen und auf die auch der Heizstab eingestellt ist und bleiben sollte.

Die Mischung ist fertig und auf circa 34 Grad eingestellt. (Foto: Andreas Lerg)
Die Mischung ist fertig und auf circa 34 Grad eingestellt. (Foto: Andreas Lerg)

Kein Sauerstoff rein aber die Gärgase müssen raus

Jetzt wird die Gärpfeife in das dafür vorgesehene Loch in dem Kanister eingesteckt. Das kleine Loch hat eine Gummidichtung, damit keine Luft und damit kein zusätzlicher Sauerstoff in den Kanister gelangen kann. Die Gärpfeife wird mit Wasser gefüllt. So können die während der Fermentation im Kanister entstehenden Gase „heraus blubbern“ aber durch das Wasser in der Gärpfeife kann keine Luft in das Gefäß eindringen. Die große Öffnung des Kanisters wird durch den Deckel, mit dem auch der Heizstab eingesetzt ist, abgedichtet.

Wichtig! Während des „Reifeprozesses“ immer mal schauen, ob noch genug Wasser in der Gärpfeife ist. (Foto: Andreas Lerg)
Wichtig! Während des „Reifeprozesses“ immer mal schauen, ob noch genug Wasser in der Gärpfeife ist. (Foto: Andreas Lerg)

In dem Starter-Set lag noch ein Tütchen mit Keramik-Röllchen bei. Diese sollen laut Beschreibung den Reifeprozess unterstützen und auch später die Haltbarkeit der Mischung verlängern. Ob das funktioniert, keine Ahnung. Sie waren dabei, also rein damit.

Die Keramit-Elemente waren beim Starter-Set dabei und sollen die Reifung unterstützen und die Mischung haltbarer machen. (Foto: Andreas Lerg)
Die Keramit-Elemente waren beim Starter-Set dabei und sollen die Reifung unterstützen und die Mischung haltbarer machen. (Foto: Andreas Lerg)

Kältebrücken vermeiden

Damit ist die Mischung zur Herstellung von EM A fertig angesetzt. Zum Schluss noch ein Tipp: Du solltest den Kanister „warm stellen“. Also nicht irgendwo auf einen kalten Kachelboden oder an eine kalte Wand stellen und damit eine Kältebrücke schaffen. Zum einen muss der Heizstab gegen diese eindringende Kälte anheizen und das braucht eben mehr Strom. Zum anderen kann das bedeuten, dass die Mischung eben nicht gleichmäßig warm ist, sondern „kalte Zonen“ hat. Das würde den Reifeprozess stören und bremsen. Ich habe meinen Kanister in den Pappkarton gestellt, in dem das Starter-Set geliefert wurde und mit etwas von dem Verpackungsmaterial umpolstert.

Der Heizstab ist auf 34 Grad eingestellt, der Kanister „steht warm“ in einem Pappkarton. (Foto: Andreas Lerg)
Der Heizstab ist auf 34 Grad eingestellt, der Kanister „steht warm“ in einem Pappkarton. (Foto: Andreas Lerg)

Wann ist die EM A-Mischung reif

Mit dem Heizstab und konstant 34 Grad soll die Mischung laut der Anleitung nach circa einer Woche „durchgegoren“ und fertig sein. Um das zu prüfen, liegen die PH-Messtreifen bei. Die fertige EM A-Mischung soll einen PH-Wert um die 3.2 bis 3.5 (maximal 3,9) haben. Weicht der Wert deutlich nach unten oder oben ab, ist die Fermentation fehlgeschlagen. Wie Du gesehen hast, Effektive Mikroroganismen selbst ansetzen ist tatsächlich simpel. Zwei Flüssigkeiten abmessen, mit Wasser mischen und auf Temperatur halten. Bei mir war die Mischung nach 10 Tagen bei einem PH-Wert von 3,2 angekommen. Damit habe ich den Heizstab abgeschaltet, und den Kanister verschlossen. Die fertige “EM A-Suppe“ hat einen angenehm süß-malzig, würzigen Duft. So ein bisschen wie Malzbier und Honig. Die Farbe könnte man als Goldbraun bezeichnen. Die Konsistenz ist flüssig wie Wasser.

Mit PH-Messwertstreifen habe ich meine erstmals angesetzte EM-A-Lösung nach 10 Tagen überprüft. Der Wert 3,2 zeigt, die EM A-Lösung ist fertig. (Foto: Andreas Lerg)
Mit PH-Messwertstreifen habe ich meine erstmals angesetzte EM-A-Lösung nach 10 Tagen überprüft. Der Wert 3,2 zeigt, die EM A-Lösung ist fertig. (Foto: Andreas Lerg)

Effektive Mikroorganismen im Garten anwenden

Meine fertigen EM-A habe ich dann natürlich auch im Garten eingesetzt. Das Mischungsverhältnis – die EM-A werden nicht „pur“ im Garten gegossen – wird allgemein mit 200 bis 300 Milliliter auf 10 Liter Gieswasser empfohlen. Also 300 Milliliter in die Gieskanne, die dann mit Leitungswasser aufgefüllt und dann ab in den Garten. Ich habe mit dem „EM A-Gieswasser“ meinen Kompost, das Hochbeet, das Hügelbeet, die Bienenweide und noch die eine oder andere Stelle im Garten gegossen und damit den jeweiligen Bereich quasi mit den Effektiven Mikroorganismen „geimpft“. Das soll man regelmäßig wiederholen. Ich vermute mal, dass dich da langfristig eine Änderung und Verbesserung einstellen wird. Die Mikroorganismen sind ja kein Dünger, sondern werden offiziell als „Bodenhilfsstoff“ bezeichnet.

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